Naturschutzgebiet Grube Weiß

Das Naturschutzgebiet Gruße Weiß, liegt in direkter Nachbarschaft zur Terrassenstadt. Schon im Mittelalter wurde auf dem Gelände der heutigen Grube Weiß Bergbau betrieben. Mit der Erfindung der Dampfmaschine wurde die Grube Weiß Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Namen „Carlszeche“ zu einem der ergiebigsten Abbaugebiete von Zinkerz im Bensberger Erzrevier. Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden hier Blei-, Zink- und Kupfererz gefördert.

Heute ist die Grube Weiß ein Naturschutzgebiet gemäß der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) der Europäischen Union. Das vollständig umzäunte Gelände misst 12,7 Hektar und bietet mit zwei Klärteichen, lichtem Laubwald, Magerwiesen und Sumpfgebieten einen vielfältigen Lebensraum für zahlreiche, zum Teil stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Schützenswerte Arten

So finden hier eine Vielzahl an Artengruppen wie Libellen, Amphibien, Heuschrecken, Schmetterlinge und Vögel ihren Lebensraum. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Erhalt und der Stärkung der bescheidenen Bestände der vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke. Auch die in der Roten Liste Deutschland als „stark gefährdet“ geführte Geburtshelferkröte ist im Naturschutzgebiet Grube Weiß zu Hause.

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Die Gelbbauchunke wird kaum 5 cm groß und sieht von oben betrachtet mit ihrem stark warzigen, lehmbraunen Rücken eher unscheinbar aus. Der Körper ist gedrungen und die Schnauze gerundet. Charakteristisch ist das auffällige gelb-schwarze Fleckenmuster an ihrem Bauch, welches – ähnlich wie unser Fingerabdruck – bei jedem Tier etwas anders aussieht sowie ihre herzförmigen Pupillen.

Der Paarungsruf der Gelbbauchunke, mit dem die Männchen die Weibchen anlocken, ist ein leises uh-uh-uh. Als Laichgewässer bevorzugt die Gelbbauchunke besonnte, meist vegetationsarme Klein- und Kleinstgewässer. Im Freiland können Gelbbauchunken bis zu 15 Jahre alt werden.

Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Geburtshelferkröten werden selten länger als 5 cm, die Weibchen sind geringfügig größer als die Männchen. Ihre Rufe erinnern an helle Flöten-, Pfeif- oder Glockentöne. Sie haben einen breiten Kopf und die Schnauze ist leicht zugespitzt. Die golden Augen haben eine senkrechte, schlitzförmige Pupille, die grau-braune Oberseite der Geburtshelferkröte ist mit kleinen runden, z. T. rötlichen Warzen besetzt, ihre Unterseite ist meist eher grau gefleckt.

Gefährdung

Wegfall von Laichgewässern

Sowohl die Gelbbauchunke als auch die Geburtshelferkröte vermehren sich in Mitteleuropa vorwiegend in stehenden Gewässern. In den vergangenen 50 Jahren ist ein Großteil der geeigneten Laichgewässer durch Besiedlung, Trockenlegung und landwirtschaftliche Nutzung weggefallen. Die verbliebenen Amphibienlaichgewässer müssen in vielen Fällen wegen des Artenschutzes regelmäßig und aufwändig gepflegt werden.

Amphibiensterben durch Pilzerkrankung

Seit 1998 wird die Ausbreitung des vermutlich aus Afrika stammenden Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis), kürzer BD, im Zusammenhang mit einem weltweiten Amphibiensterben gebracht. Bei einer Infektion befällt der Pilz die Haut der Tiere. Über die Haut nehmen Amphibien Flüssigkeit und Mineralien auf, sie atmen sogar über die Haut. Bei einer Chytridiomykose kann die Haut diese wichtigen Funktionen nicht mehr hinreichend erfüllen, das endet für die Tiere oft tödlich.

 Nachdem vor allem in Südafrika, Südamerika und Australien wesentliche Amphibienbestände der Chytridiomykose zum Opfer gefallen sind, wurde der Chytridpilz mittlerweile auch in Großbritannien, Spanien, Italien, der Schweiz und in Deutschland nachgewiesen.

Zum Glück konnte der Chytridpilz bislang noch nicht bei den Amphibien im Naturschutzgebiet Grube Weiß nachgewiesen werden.

Schutzmaßnahmen

Das Umweltamt Bergisch Gladbach hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um den Bedrohungen für die Amphibien im Naturschutzgebiet Grube Weiß entgegen zu wirken.

Ausbaggern von Laichmulden

Zum kontinuierlichen Schutz der Amphibien gräbt das Umweltamt Bergisch Gladbach im Naturschutzgebiet Grube Weiß zu Beginn des Jahres mit Baggern flache Mulden aus, die sich durch Regenfälle temporär mit Wasser füllen und optimale Laichplätze abgeben.

Natursteine

In den Ausgleichsflächen zwischen den Grundstücksgrenzen Enrico-Fermi-Straße und dem Naturschutzgebiet wurden Natursteine als Zufluchtsort für Lurche aufgeschüttet.

Ziegen zur Landschaftspflege

In der Grube Weiß wird seit 2022 eine Ziegenherde für die Landschaftspflege eingesetzt. Sie fressen mit Vorliebe Blätter, junge Äste oder die Rinde von Bäumen und Büschen, wirken somit der sonst fortschreitenden Verbuschung und Verwaldung entgegen und sorgen innerhalb des FFH-Gebietes für waldfreie Flächen. Das ist wichtig, da die Gelbbauchunke und viele andere, in der Grube Weiß lebenden Tier- und Pflanzenarten auf sonnige, warme Lebensräume angewiesen sind.

Nur wenige Jahrzehnte nach Stilllegung der Grube Weiß waren fast alle bis dahin vegetationsfreien Flächen von Wald bedeckt und viele spezialisierte Arten verloren ihren Lebensraum. Der Einsatz der Ziegen zur Landschaftspflege ist eine kostengünstige und umweltfreundliche Methode, die Grube Weiß als Lebensraum für die vielen hier lebenden, z. T. gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zu erhalten.

Die Ziegen sind los!

© Birgit Wilde

Es kann vorkommen, dass Euch eine Ziege in der Terrassenstadt begegnet. Die Umzäunung der Grube Weiß ist nicht vollständig intakt und gelegentlich gelangen die Tiere in unsere Siedlung. Solltet Ihr einer oder mehreren Ziegen begegnen, verhaltet Euch ruhig, haltet Abstand und kontaktiert den Ziegenhof Stumpf.

Ziegenhof Stumpf:

Thomas Stumpf
Telefon: 0172/8711598
e-mail: info@ziegenhof-stumpf.de

Krötenwanderung

Zweimal im Jahr ist insbesondere der untere Teil der Terrassenstadt Schauplatz einer Krötenwanderung. Sobald im Frühsommer die Sonne herauskommt, manchmal schon ab März, kommen die Kröten aus dem Wald heraus und suchen ihre Laichgewässer im Naturschutzgebiet Grube Weiß auf. Im Spätsommer (etwa September/Oktober) ziehen sowohl erwachsene Tiere als auch etwa fingernagelgroße Jungtiere wieder vom Naturschutzgebiet zurück in den Wald.

Bitte haltet in der Zeit beim Autofahren die Augen offen. Wir können die Kröten dabei unterstützen, indem wir sie einsammeln und ein Stück weit mitnehmen: Im Frühjahr in Richtung Naturschutzgebiet, im Spätsommer/Herbst in Richtung Wald hinter dem Kinderspielplatz.

Man kann die Kröten bedenkenlos anfassen und aufheben, sie sind weder wehrhaft noch giftig.

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